Projekt ausSichten Krankenheim Solina Spiez


Projekt „ ausSichten“
Das Projekt „ausSichten“ ist eine Auseinandersetzung, ein Spiel mit dem Aussen und Innen. Die Bauten umgebende, skulpturhafte Landmarken dienen als generativ errechnete Farbpalette fur die Gestaltung der inneren Leitflächen.
Der Spiezer Rebberg, prachtvoll in seiner barocken Üppigkeit, liefert die Grundlage für den emotionalen, farbigen Aspekt der Wandgestaltung. Es ist eine Erweiterung des illustrierten Schwarzweissbildes auf der Spiegelwand und den Glastüren.
Als Kontrast dazu der majestätische Niesen. Der Spiezer Hausberg ist Ursprung der kühleren Farbwelt in den Treppenhäusern.
Der Textteil vertieft den Anspruch eines Dialoges des Bauwerks mit der Umgebung und der Nutzer mit ihrer Gedankenwelt. Die dadurch aufgeworfenen Assoziationen und Fragen sind erwünscht.

Lyrik für die Leitwand

Ansatz:
Worte haben Empfänger, eine Wirkung und werden konsumiert. Von Menschen.
Solina beherbergt Menschen verschiedenster Alters-, Gesundheits-, Berufs- und Bildungsgruppen.
Manche sind nur Besucher. Für kurze Zeit. Andere kommen immer wieder. Heute, an einem weiteren Morgen, später. Einige verbringen ihr Leben hier.Sie alle werden die Worte sehen können und erhalten sie zum Eigengebrauch. Daher soll die Sprache zugänglich, das Thema und das Verständnis der Worte einfach sein. Sie sollen Trost, Freude, Inspiration und Erinnerung sein. Darüber nachzudenken, keine Beachtung zu schenken, ignorieren, auseinandernehmen und neu zusammensetzen. Jeder sei frei in der Wahl. Es sind nur Worte.


Thema:
Die Textarbeit übernimmt die Thematik der Übersetzung des Aussens in den inneren Kontext des“ Solina“. Wie die Farbigkeit den emotionalen Aspekt im visuellen Bereich unterstreicht, interpretieren die Worte diesen im Denken, Träumen und Erinnern des menschlichen Geistes. Ein Mensch sinnt über Erlebnisse, Begegnungen und Gefühle und vermengt diese mit einem Ort. In diesem Falle mit Spiez, dem Berner Oberland.
Nie soll klar sein, ob die Worte an ein Wer oder ein Wo adressiert sind.Der Text im Erdgeschoss auf den Wänden in den Begegnungs-/Eingangszonen soll „wärmere
Emotionen“ ansprechen. In den Stockwerken/Treppenhäusern werden kurze positive Gedankenblitze mit Einbezug der jeweiligen Zahlwörter die Signaletik unterstützen.

Ich gehe hinaus, hinaus um zu finden.
Was ich finde, bringe ich zu Dir.
Ich komme heim und trage in mir meine Schätze
und lege sie Dir vor die Tür.


Wenn ich gehe, finde ich das Leben,
die Farben und darauf spiegelnd das Licht.
Auch wenn ich mich nicht bewege,
das Draussen ist drinnen in mir.


Ich sehe Hügel bewachsen mit Reben
und Kuppen mit Bäumen gekrönt,
eine Bucht von Häusern umgeben,
ein Schloss mahnt vergangene Zeit.


Im Winterlicht entsinn ich Dich,
eiskalt, vom Schnee gewandet.
Dein weisses Kleid trägt meine Spur
bis Frühling Dich verwandelt.


Mit Zwitschereien und Gespriesse
schreist Lust Du und ich lach.
Zähl Blütenblätter, sprech den Reim,
werf Blicke nach den Schwalben.


Und Sommer kommt, sonnenverbrannt,
flirrt Hitze durch die Tage.
Bleib lange wach, geniesse Dich
und denke nicht an Morgen.


Lass Dich allein den Herbst beginnen,
den langen Weg zum Winter hin,
ein letztes Mal Dich farbig prunken,
trink Dein Geschenk an mich.


Ich seh was ist, was war, was bleibt.
Entdeck Dich stets von Neuem.
Ich schmecke Dich und greif nach Dir,
tief tauch ich ein ins Gestern.


Und immer Du und immer ich,
Erinnerung, mein Zauberland.
Was Du mir gabst, geb ich zurück.
Doch Abschied ist es dennoch nicht.

Auftraggeber: Krankenheim Solina Spiez

Ausführung: Projekt „ausSichten“ Text: Toni Reichen Thun, Architekt: Freudenfeld, Krausen & Will München, HMS Architekten Spiez

Material: Texte & Ziffern mit Negativfolien in verschiedenen Farbnuancen gemalt

Foto: Beat Brechbühl, Luzern / kontur2


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